Montag, 30. März 2020

Gleichnis der zwei Pfeile: Krisen meistern


Nishijima Roshi: Vortrag zu Meister Dogen und dem Mittlerer Weg

Handeln befreit und ist ein wirkungsvoller Impfstoff gegen die Krise!

Der Buddhismus sagt realistisch und seit langer Zeit, dass wir in unserem Leben in Krisen geraten können. Krisen sind also in gewisser Weise normal. Buddha zeigt dazu aber den Weg auf, wie wir das Leiden solcher Krisen überwinden oder zumindest deutlich verringern. Diese jetzige Corona-Krise trifft uns unverhofft von außen, wir haben sie nicht selbst erzeugt. Was ist zu tun?

In den Vier Edlen Wahrheiten nennt Buddha die Leiden: Jammer, Gram und Verzweiflung, also Panik, Hoffnungslosigkeit, Angst und Stress. Das sind die wichtigen Formen des Leidens, die wir auch in dieser Krise haben und beobachten können. 

Buddha sagt, dass durch seine Lehre und Praxis diese Leiden zur Ruhe kommen und dass sie überwunden werden können. Also weder Panik noch Leichtsinn, wie uns die übertreibenden Medien einimpfen wollen. Solche Extreme sind immer unwahr. Buddha lehrt dagegen, dass wir durch den Mittleren Weg zur Befreiung und Erleuchtung kommen können, auch und gerade in der Krise. Das klingt wirklich verblüffend! Wie kann das erklärt werden?

Buddha war ein großer Therapeut, wie wir heute sagen würden. Er setzt also bei der Psyche und dem Geist des Menschen an, denn genau dort entsteht das Leiden. Wo denn sonst? Gerade bei solchen Krisen entsteht also das Leiden eigentlich nicht durch die objektiven äußeren Faktoren sondern vor allem durch uns selbst. Zum Beispiel durch Unklarheit, Aufgeregtheit, Trägheit, Abhängigkeit und Übelwollen oder auch Hass. 

Und was hat es nach Buddha mit dem Gift der Gier auf sich? Die Informations-Gier nach Negativem und Hoffnungslosem ist das neue Gift, verabreicht durch viele Medien. Das ist die Gier nach Informationen über Verzweiflung, Jammer, Hoffnungslosigkeit, Ausweglosigkeit und Niedergang, Das könnt ihr in den tägliche Katastrophen-Informationen der Medien  klar analysieren. Ist das nicht eigenartig und völlig sinnlos? Die  Medien verstärken unser Leiden der schädlichen Informations-Gier. Diese Gier ist die Ursache für neues zusätzliches und völlig überflüssiges Leiden. In der Krise brauchen wir aber Optimismus, Kreativität und neue Tatkraft, auch für die Zeit nach der Krise.

Wissenschaftlich handelt es sich übrigens bei Corona um eine sog. Ereignis-Krise, die nicht so lange anhält und bald in die Erholungs-Phase überleitet. Sie  unterscheidet sich daher grundsätzlich positiv von der spekulativen Finanz-Krise 2008, die selbst verursacht war und länger dauerte.

Wie können wir uns von dieser Leid bringenden Gier  nach Negativ-Informationen befreien? Was empfiehlt Buddha als Wahrheit der Heilung und Befreiung? Klare Sichtweise, rechte Entscheidungskraft, rechtes Handeln, klare Selbstbeobachtung und nicht zuletzt Meditieren, z. B. Zazen. Denn ohne das tägliche Meditieren verpassen wir schlicht und einfach die Heilungs-Energie dieser wirkungsvollen Praxis. Diese Energie, chinesisch Chi, ist bewährt und kommt beim Meditieren effizient zum Fließen. Der Energie-Fluss wird dann nicht mehr blockiert, er versiegt nicht und kann wieder frei laufen und sich gut und heilsam entwickeln. Ich folge dieser Lehre und Praxis.

Durch die jetziger Krise können wir nach Buddha also auf dem Weg der Befreiung vorankommen. Das ist in Tat verblüffend.  Nach der Krise haben wir dann für unser Leben viel an Können und Klarheit dazu gelernt und werden zukünftige Schwierigkeiten deutlich besser meistern. 

Das Gleichnis der zwei Pfeile:
Der erste Pfeil trifft uns in einer Krise von außen, ohne unser Zutun. Den zweiten Pfeil schießt ihr euch durch Jammern, Klagen und Verzweiflung selbst ins Knie. Dann könnt ihr in der Krise nicht mehr laufen! Der zweite Pfeil ist in Wirklichkeit das selbst verursachtes Leiden. Die Wahrheit Buddhas lautet: Der zweiten Pfeil erzeugt das Leiden, aber nicht der erste. Und dieses Leiden könnt ihr durch gute Praxis überwinden. 

Also: Trainiert durch Buddhismus euer psychisches Immun-System gegen Krisen. Das hilft!

Grübeln, Klagen, Panik, selbst erzeugter Stress und Schimpfen bringt also in einer Krise überhaupt nichts. Im Gegenteil, es verstärkt durch zusätzliches Leiden die eigene Krise. Es blockiert den eigenen guten Energie-Fluss und schadet dem eigenen Geist erheblich. Es schwächt besonders unser Immun-System, dessen positive Wirkung wir gerade in der Krise dringend  benötigen. 

Im Zen empfehlen wir daher aktives sinnvolles Handeln im Augenblick und das tägliche Meditieren des Zazen, mit geradem Rücken. Einfach senkrecht sitzen. Es ist nicht schwer und hilft wirklich. Das habe ich selbst erfahren und kann es bezeugen.