Die Leerheit wird im Buddhismus manchmal verwirrend und auch kontrovers diskutiert und sogar diffus gelehrt. Daher möchte ich versuchen, nach meinem Wissen und meiner Praxis mehr Klarheit einzubringen. Was war eigentlich das große Anliegen Buddhas und seiner genialen Nachfolger bei der Leerheit, die zum Beispiel in dem berühmte Herz-Sutra beschrieben wird? Und was kann Meditation zur guten Wirkung der Leerheit beitragen? Und was vielleicht nicht?
Im Einklang mit den meisten
bin ich fest davon überzeugt, dass Buddha keine neue abstrakte Philosophie
entwickeln wollte, denn davon gab es zu seiner Zeit schon mehrere Duzend. Aber
es gab viel Leiden, viele Plagen und
Ungerechtigkeiten, deren Ursachen er erkennen wollte und deren Überwindung er
dann lehren könne.
Er erprobte die damals vorherrschen Theorien und Meditationen sowie die körperliche Askese bis an die Grenzen des Menschen möglichen. Aber Sie erwiesen sich als zu idealistisch und brachten keine dauerhaften Verbesserungen. So ging er zurück auf die Grundlagen des Lebens überhaupt. er war ein hervorragender Beobachter der lebenden Welt und kein theoretischer Philosoph. Dann wurde er Therapeut, also psychologischer und mentaler Arzt, wie wir heute wohl sagen würden. Er hatte hervorragende Kenntnisse der Wechselwirkungen des Bewussten und Unbewussten und dem ganzen Menschen.
Er entdeckte, dass die drei
Gifte Gier, Hass und Verblendung die
zentralen Ursachen der Leiden und Plagen der Menschen sind. Durch die Vier
Edlen Wahrheiten zur ´Entgiftung´ von diesen drei Giften auf dem Achtfachen
Pfad kann und wird das Leiden maßgeblich vermindert und kann sogar ganz
ausgeschaltet werden. Das ist seine Botschaft!
Und Verblendung ist vor
allem das Gift des Geistes und der Psyche, zum Beispiel durch dogmatische
Verhärtungen, extreme Ideologien, Rassismus und nicht zuletzt durch Egoismus
und Narzissmus.
Was bedeutet das? Antwort: Wenn
wir uns von diesen Giften befreien, haben wir uns von diesen Giften des Lebens
entleert. Daher mein Vorschlag für eine einfache und sinnvolle
Arbeits-Definition der Leerheit:
Leerheit
ist die Befreiung von den drei unheilsamen Giften: Gier, Hass und Verblendung.
Durch Buddhas Theorie und
Praxis können wir uns wirkungsvoll von diesen Übeln entgiften, wir können diesen
Gifte auf dem Achtfachen Pfad ausscheiden und werden leer von ihnen! Wenn wir die Gifte los sind, kann sich unsere wahre gute Natur entfalten. Dann werden
wir die Fünf Hemmnisse los und entwickeln die Sieben Faktoren der Erleuchtung
immer weiter, wie sie Buddha beschreibt. Durch die Vergiftung ist unsere wahre
Natur aber unwahr geworden und kann sich nicht kreativ entfalten und erweitern. Durch die Leerheit und Entgiftung eröffnet
sich vor allem der Mittlere Weg der
Freude und Lebenskraft, wie der große Meister Nagarjuna sagt. Dann vermeiden
wir nicht zuletzt die Leid bringenden Extreme von Dogmen und Vorurteilen. Sie sind kein verlässlicher Halt!
Was sind wichtige Mittel und
Werkzeuge der Befreiung? Antwort: Bodhisattva-Handeln, Mitgefühl, Achtsamkeit
und Meditation.