Dienstag, 4. Januar 2022

Wasser als Nahrung und bewusste mystische Kraft der Natur

 


(Der ganze Text erscheint im nächsten Heft von BUDDHISMUS AKTUELL)

„Wasser schöpfen und Brennholz tragen.“

So zitiert Dogen die Worte eines alten buddhistischen Meisters über die mystische Kraft der Buddhas. Eine verblüffende und tiefgründige Weisheit offenbart sich da, die den banalen Alltag übersteigt. Gibt es mystische Wunder im Alltag? Ja, doch sie kommen unauffällig daher und wenn wir nicht wirklich präsent im Hier und Jetzt sind, bemerken wir sie nicht.

Doch wenn wir uns klar machen, was alles mit dem einfachen Akt des Wasserschöpfens verbunden ist, verstehen wir, wie wunderbar das Wasser selbst ist und welche Freude es enthält. Wer hat nicht schon einmal tiefe Freude empfunden beim Wassertrinken und Durstlöschen aus einem klaren Bergbach? Instinktiv spüren wir dann: Wasser ist gute Nahrung – und mystische Kraft der Natur.

Dogen erweitert zum Wasser:

„In einem einzigen Tropfen des Wassers sind zahllose Buddha-Länder verwirklicht.“


„Wo immer große buddhistische Meister gehen, geht das Wasser. Und wo immer Wasser geht, verwirklichen sich die großen buddhistischen Meister.“

Wasser schöpfen und Brennholz tragen – das sind keineswegs banale Handlungen. Der Zen-Buddhismus schätzt die Wirklichkeit und Wahrheit des Handelns bei scheinbar einfachen Tätigkeiten hoch, denn darin verwirklicht sich die buddhistische Kraft von Körper-und-Geist. Der Körper ist nicht vom Geist getrennt, nicht als Ding von der umfassenden Wirklichkeit isoliert. Der Geist wohnt nicht isoliert im Kopf – und der Körper ist nicht nur eine mechanisch arbeitende Quasi-Maschine wie ein Roboter. Sonst gäbe es keine Lebensfreude!

Gute und heilsame Nahrung ist darum mehr als Energie für einen fiktiven Roboter. Ein menschengebauter Roboter stellt lediglich ein Gewirr von Plastik, Drähten, elektronische Schaltkreisen und leblosen Informationen dar. Im vollen Leben aber gibt es laut Buddha wahre Erfüllung und Erleuchtung.