Wörtliche Übersetzung
Das epochale Werk des ZEN von Zen-Meister Dōgen, Shōbōgenzō, „Die Schatzkammer des wahren Dharma-Auges“, habe ich (Zen-Meister Nishijima) über sechzig Jahre lang eingehend studiert. Ich bin der festen Überzeugung, dass die von mir bearbeiteten Quellentexte auch für den Westen von unschätzbarem Wert sind. Ich unterstütze die deutschen Fassungen ausdrücklich, weil damit das Verständnis der nicht einfachen Inhalte des Shōbōgenzō im deutschsprachigen Raum für viele Leser nachhaltig verbessert werden kann.
Zen
ist Wirklichkeit hier und jetzt. Wer
sich aus der Wirklichkeit verabschiedet hat, gerät unweigerlich in einen meist
ausweglosen Kreislauf von Illusionen, Leiden, Trugbildern, Ängsten, Fake News
und subjektiven Welten. Er kann aus diesem Leiden nur dann erlöst werden, wenn
er zur Wirklichkeit erwacht und damit achtsam zur Wahrheit zurückfindet. Gautama Buddha hat
dies erfahren und erkannt. Er hat uns die großartige Lehre des Buddha-Dharma
geschenkt, die uns nicht zuletzt von Meister Dōgen authentisch übermittelt
wurde.
Meine
eigene Lehre stützt sich neben
Gautama Buddha selbst auf die genialen Meister Nagārjuna, Bodhidharma und vor
allem auf Meister Dōgen. Ich habe bei meinen zahlreichen Vorträgen und
Gesprächen in Asien, Europa und Amerika festgestellt, dass sich die Kernpunkte
der Theorie und Praxis des wahren Buddhismus in der heutigen Zeit immer klarer
herauskristallisieren und besser verstanden werden. Dies betrachte ich als große Hoffnung.
Dōgen
führt folgende vier fundamentale Bereiche auf:
(1) Das Überschreiten des üblichen unterscheidenden dualen Denkens des
Verstandes durch die besondere Art des „Nicht-Denkens“;
(2) Das regelmäßige Sitzen im Zazen in der richtigen Körperhaltung, die
von Dōgen exakt beschrieben wird. Dieses Sitzen ist praktisches Tun, umfasst
damit den ganzen Menschen und beschreibt wie im Yoga die körperliche Dimension
als Grundlage des Handelns und des Geistes.
(3) Dōgen beschreibt das wirkliche Handeln und Erleben bei der Zazen-Praxis
mit den Worten „das Fallenlassen von Körper und (intellektuell denkendem) Geist
(4) Die Praxis des Zazen wird durch das
japanische Wort Shikantaza
beschrieben, das übersetzt etwa heißt „nichts anderes tun als sitzen“. Damit
will Dōgen vor allem klar machen, dass wir uns bei der Zazen-Praxis nicht auf
ein vorgestelltes Objekt, also ein Thema, Ziel oder Kōan, konzentrieren sollen,
sondern dass das richtige Sitzen selbst die wesentliche Übungspraxis ist.
Durch
das Sitzen werden Gleichgewicht und Harmonie ermöglicht, von denen wir heute
wissen Dieses Zazen bezeichne ich als die erste
Erleuchtung.
Die
umfassende Lebensphilosophie des Buddhismus ist das Erwachen oder die
Erleuchtung, also die Befreiung. Ich nenne ich das die zweite Erleuchtung.
Meister
Dōgen drückt dies im Kapitel Genjō-kōan
wie folgt aus: „Selbst wenn dies alles so ist, fallen die Blüten, während sie
geliebt werden, und wuchert das Unkraut, während es ungeliebt ist.“ Aber in
dieser Wirklichkeit können wir die Erleuchtung realisieren!
Es ist sicher unbestritten, dass Ethik und Moral im Buddhismus von fundamentaler Bedeutung sind und dass vor allem die Übereinstimmung von Reden, Denken und Handeln gelehrt und erlernt wird. Und auch die buddhistische Lehre ist unverzichtbar, die z. B. im Shôbôgenzô von Meister Dôgen ist formuliert wurde. Zazen ist die reinste Form des Handelns.