In
diesem Kapitel öffnet Meister Dôgen die
tiefe Weisheit unserer Verbindung und heilende Einheit mit der Natur, also mit Bergen, Flüssen, dem Meer und Bäumen,
Blumen, Hecken, Büschen usw. In dem Augenblick, wenn diese lebende Ganzheit
gelingt, verwirklicht sich bei uns die Buddha-Natur und entwickelt ihre heilende Kraft! So wird überzeugend
berichtet, dass mehrere alte Meister das große Erwachen, inneres Gleichgewicht und ihre Erfüllung mit und in der Natur
erlebten.
Im
authentischen Buddhismus ist die Lotosblume seit der Zeit Gautama Buddhas ein poetisches und wunderbares Symbol des heilsamen
Dharma und der menschlichen Wahrheit ohne Leiden. Bei meinem kürzlichen Wandern
in Südtirol waren es für mich der blaue Enzian und die wunderbare Bergwelt.
In
der Natur finden wir das ruhige Gleichgewicht und die Kraft des Mittleren Weges.
Eine solche Balance wird dann weder durch galoppierende Gedanken noch durch
aufgewühlte Emotionen gestört, denn sie ist stabil, auch bei äußeren und
inneren Störungen. Die Natur hat in ihrer Reinheit und Schönheit eine tiefe,
ausgleichende Wirkung auf den Menschen. Auch wenn man verunsichert, beunruhigt,
geängstigt ist oder von endlosen Gedanken-Zirkeln umgetrieben wird, kann man
sich für die erhabene Schönheit, Ruhe und den Frieden der Natur öffnen und
findet zum inneren Frieden zurück. Die Blumen, Pflanzen und Bäume sind daher
wirklich das Leitbild für ein ausgeglichenes menschliches Leben. Der Mensch
findet zur Ruhe und Ausgeglichenheit zurück, wenn er die Natur ganz in sich
aufnimmt. Denn wenn Du in der Natur wanderst und die Augen schließt, dann sind Außen und Innen das selbe. Versuche es selbst einmal selbst! Dadurch entstehen neue
Klarheit, neuer Lebensmut und neue Kreativität in unserem Leben.
Dôgen berichtet von einem alten Meister, der von einem Mönch gefragt wurde:
„Kann
die Natur den Buddha-Dharma lehren oder nicht?“
Der
Meister antwortete: „Sie lehrt den Dharma immer
kraftvoll und ohne Unterbrechung.“
Ein
anderer großer Meister führte ein ähnliches Gespräch mit seinem eigenen Lehrer,
um herauszufinden, wie die Natur ohne störende Emotionen den Dharma lehrt. Er
verfasste dann das folgendes Gedicht:
„Welch
ein Geheimnis, dass die Natur den Dharma lehrt.
Wenn
wir ihn nur mit den Ohren hören, ist
es letztlich schwer, ihn zu verstehen.
Wenn
wir seine Stimmen auch durch die Augen hören,
können
wir beides genau erkennen.“