Die beiden Bereiche Körper und Geist müssen wechselwirkend
zusammenarbeiten, damit der Mensch auf seinem Entwicklungs- und Lebensweg
vorankommt und sich weitgehend befreit. Häufig ist der Wagen die Ursache dafür,
dass es zum Stillstand kommt, wenn er zum Beispiel in einem Schlammloch
festsitzt oder wenn ein Rad gebrochen ist. Das Hemmnis entsteht also durch ein
Problem mit dem Wagen, symbolisch mit dem Körper. Oder anders gesagt: Der Geist kann das Lebens nicht isoliert
vom Körper auf dem Weg voranbringen, erklärt Dōgen.
Wenn demnach der Körper die Haupt-Ursache für das Problem ist, nützt die
isolierte Anspannung und Konzentration des Geistes allein nicht viel oder
überhaupt nichts. Dann muss vor allem am Körper angesetzt werden, und der
Körper ist untrennbar mit dem wahren Selbst des Menschen verbunden. Dōgen sagt,
dass der Geist nicht wirken kann, wenn der Körper festgefahren, statisch oder
sogar erstarrt ist. Nur wenn das harmonische Handeln von Körper und Geist
gelingt, kann neue Dynamik, Freude und Bewegung für den Menschen entstehen. Dann kann gute Therapie wirksam werden
Dōgen kommt zu dem Schluss, dass Körper und Geist immer eine verbundene
Einheit bilden und beim Handeln nicht getrennt werden dürfen. Und Handeln ist
nicht zuletzt körperliches Handeln. Sonst bleibt der ganze Wagen als Symbol für
den Menschen eben stehen. Körper und Geist sind keine isolierten Teile des Menschen,
sondern wirken zusammen: Man sollte sich nicht einseitig auf den Geist
konzentrieren und nicht auf ihn „einprügeln“ – aber auch nicht einseitig auf
den Körper. Die Akupunktur-Nadel der Zen-Meditation heilt das Ganze!
Wagen und Ochse, Körper-und-Geist dürfen nicht getrennt und isoliert
verstanden werden, um das praktische gute Handeln in der Wirklichkeit zu
erfassen und zu ermöglichen. Oder um mit Meister Nāgārjuna zu fragen: Ist ein
stehender statischer Wagen eigentlich ein wahrer Wagen? Ich meine : Ist er nicht! Oder ist er nur ein unveränderlicher Schein, der nicht die Qualität der Wirklichkeit, also des Handelns realisiert?
Das mag spitzfindig erscheinen, ist es aber nicht. Es ist sicher
unbestritten, dass es um die Bewegung eines fahrenden Gefährts von Wagen-Ochsen-und-Kutscher in der Wirklichkeit geht: Ohne Bewegung kein Leben! Die Teilsysteme müssen in sinnvoller Wechselwirkung
gemeinsam ihre Aufgaben erbringen, denn der Sinn des Wagens verwirklicht sich,
wenn er beladen ist, vom Ochsen auf dem Weg gezogen wird und zum Ziel fährt. So
etwas kann weder ein isolierter statischer Geist noch ein isolierter erstarrter
Körper leisten. Die Akupunktur der Zen-Meditation heilt das
Ganze.