Dōgen sagt in aller Deutlichkeit:
„Außerhalb
der dreifachen Welt (der Realität) gibt es keine Lebewesen. Welche Objekte
könnten die Buddhas daher lehren? Aus diesem Grund sage ich, dass die Lehre, es
gebe eine andere Welt der Lebewesen außerhalb der dreifachen Welt, eine
(falsche) Lehre der nicht-buddhistischen Schrift der (sogenannten) ‚Großen
Existenz‘[i]
ist, aber nicht die Lehre der Sieben Buddhas.“
Damit unterstreicht Dōgen, dass es außerhalb der dreifachen Welt
überhaupt keine Wirklichkeit und keine Objekte gibt: der Mut zur Wirklichkeit
ist typisch für den Zen, denn illusorische Träume bedienen zwar die unklare
Sehnsucht vieler Menschen manchmal zunächst besser als die Realität.
Aber mit Täuschungen und Illusionen kann kein gutes Leben gelingen, sie
führen unweigerlich in die Sackgasse!!
Daher tritt Dōgen verschiedenen Glaubenslehren und Dogmen entgegen, die
eine jenseitige andere Welt behaupten, die verschieden von der hiesigen
Wirklichkeit sei. Es gibt also kein Außen
von der dreifachen Welt.
„Genau
wie die dreifache Welt kein Außen hat, haben die Lebewesen kein Außen. Was ist
der Gegenstand, den Buddhas lehren, an dem Ort, wo es keine Lebewesen gibt?“
Die Buddhas lehren immer die
Lebewesen, damit sie aus ihren
Schwierigkeiten und Leiden herausfinden und sich befreien. Dies findet nach
der buddhistischen Lehre aber immer innerhalb
der Wirklichkeit des Hier und Jetzt und damit in der dreifachen Welt statt. Als Bestandteile dieser Welt zählt Dōgen Folgendes
auf: Hecken, Mauern, Ziegel, Kieselsteine, Berge, Flüsse und die ganze Erde.
Aber vor allem geht es um
die Einheit mit der höchsten Wirklichkeit des Buddha-Dharma, nämlich „die Haut, das Fleisch, die Knochen und das
Mark und (Buddhas) Emporhalten einer Blume und (Mahākāshyapas) lächelndes
Gesicht.“ Die aufgezählten Begriffe bezeichnen scheinbar materielle und
formgebundene Dinge, haben aber in Wirklichkeit eine umfassende und viel tiefer
gehende Bedeutung in der Buddha-Lehre und deren authentischer Übertragung.
„Es gibt den bewussten und unbewussten
Geist. Und es gibt den Geist, der dem Körper innewohnt, und den Geist, der
nicht dem Körper innewohnt.“
Das sind Aussagen, die jeder
heutige Gehirnforscher unterschreiben kann: der größte Teil unserer
Gehirnleistungen ist unbewusst, aber von großer Bedeutung für ein gelungenes
Leben. Wir dürfen diesen Teil nicht vernachlässigen sondern sollten ihn
trainieren, z. B. in der Meditation.
Auch Farben und Formen, zum
Beispiel lang, kurz, eckig oder rund, sind Teil der genannten Lebensdimension
und gehören zu dem umfassenden Geist, der mehr
als die Wahrnehmung, das Denken und das Bewusstsein ist. Der Geist in diesem Sinne ist die Wirklichkeit des
Lebens selbst. Er ist also Leben-und-Sterben und Kommen-und-Gehen. Nicht
zuletzt ist die Zeit unauflösbar mit dem Geist verbunden, und zwar die lineare
mechanische Zeit der materiellen Sicht, aber vor allem die existenzielle Sein-Zeit des Augenblicks. Das gibt Klarheit und
Weitsicht.
Dōgens Beschreibung des Geistes ist sehr konkret und nicht idealistisch
überhöht. Dies ist für uns westliche Menschen vielleicht überraschend und
dürfte in unserer Kultur auch auf Widerstand stoßen. Umso wichtiger ist es,
dass wir uns intensiv mit dem Zen-Geist beschäftigen und praxisorientiert
erfahren, welche Wirklichkeit damit gemeint ist.
Außerhalb dieser Wirklichkeit gibt es nach der buddhistischen Lehre
überhaupt nichts, und die illusorischen Fantasiegebilde oder düsteren pessimistischen Szenarien sind
nicht Teil der wirklichen Welt, sie müssen abgestreift und überwunden werden,
damit wir zur Befreiung gelangen können.
Wird unser Geist nicht täglich von den Massenmedien mit düsteren,
hoffnungslosen und katastrophalen Unwahrheiten der Welt belastet, die mit der dargestellten
Wirklichkeit nur entfernt zu tun haben? In Wirklichkeit soll dabei die Illusions-Werbung
verkauft werden. Und warum vergiften wir unseren Geist mit brutalen Menschen verachtenden
sog. Spielprogrammen? Das ist nicht die buddhistische Wirklichkeit des Zen!