Dōgen betont, dass es
wesentlich sei, im Gleichgewicht aus der
Mitte zu leben, also die Extreme des Geistes und der Emotionen überwunden
zu haben. Diese natürliche Selbst-Steuerung erfordert keine gewaltsame
Disziplin allein durch Willensstärke, sondern sie hat den ausgeglichenen Mittleren Weg verwirklicht. Dieser buddhistische Weg
wurde von allen Meistern realisiert.
Nun
schildert Dōgen, was über Meister Sozan berichtet wurde: Dieser fragte
einen Mönch, was er einem Handwerker für den Bau eines Monuments bezahlen
wolle: eine, zwei oder drei Münzen.[i] Die
Frage nach dem angemessenen Preis war
für die Mönche in den damaligen Klöstern, die wenig Erfahrung in allen
finanziellen Angelegenheiten hatten, nicht leicht zu beantworten. Der Mönch
machte sich also mit dieser Frage auf den Weg zu einem anderen Zen-Meister, der
auf einem Berg in einer Hütte lebte und
dort praktizierte. Der Meister antwortete,
wenn man dem
Handwerker zu viel, also drei Münzen, bezahlen würde, sei es sehr
wahrscheinlich, dass dieser sich auf und davon macht und das Geld verloren sei.
Wenn man jedoch nur eine Münze, also zu wenig, zahlen würde, so würde das die
Arbeit verschleppen, weil der Handwerker dann mit wenig Engagement arbeite.
Daher sei es das Richtige, den mittleren Weg zu wählen und zwei Münzen zu
bezahlen.
Als
der Mönch zu seinem Meister Sozan zurückkam und von dem Gespräch berichtete,
war Sozan so beeindruckt, dass er sagte:
„Auf dem
Gipfel des Daiyu-rei-Berges[ii]
ist ein ewiger Buddha gegenwärtig, und er sendet helle Strahlen, die an diesem
Ort scheinen.“
Diese
Geschichte erscheint auf den ersten Blick banal.
Sie ist jedoch bei finanziellen Geschäften alles andere als unwichtig und in unseren
Zeiten ausufernder Spekulation hoch
aktuell. Weder ein zu hoher noch ein zu niedriger Preis führen zu einem guten
Ergebnis und ergeben vor allen Dingen keine
gute Zusammenarbeit.
Denn
ohne gute Team-Arbeit ist kein gutes
Ergebnis zu erreichen: Die ungezügelte Gier nach maximalem Gewinn ist
lebensfremd und führt in die Isolation. Der mittlere Weg ist also auch in materiellen Dingen sinnvoll, da er
fachliche und menschliche Ausgewogenheit beinhaltet und die Vertragspartner zu
einer fruchtbaren und sinnvollen Zusammenarbeit bringt.
Meister
Sozan hatte erkannt, dass es sich bei dem befragten Meister auf dem Berg um
einen klaren, tief erleuchteten Meister handelte, der einen guten Ratschlag für
die Praxis geben konnte. Dōgen erklärt hierzu:
„Wer den
konkreten Ort kennt, wo ein ewiger Buddha existiert, mag (sicher selbst) ein
ewiger Buddha sein.“