Die
Präambel
Eine Ouvertüre des Mittleren Weges
Die Präambel des
Mittleren Weges (MMK) von Nagarjuna
beschreibt in sehr kompakter Form vier Kern-Aussagen. Sie lenkt unseren Geist
und unser Leben auf das große Anliegen Nagarjunas, eine belastbare Grundlage für den authentischen Buddhismus zurückzugewinnen
und gleichzeitig die philosophische Entwicklung in Indien seit Buddha
einzubeziehen und zu nutzen.
Damit wird m. E. das Tor für die weite Verbreitung
der korrekten buddhistischen Lehre und Praxis bis hin zur Moderne im Westen
geöffnet. Was sind nun die Kern-Aussagen der Präambel, die in den folgenden
Kapiteln des MMK im Einzelnen bearbeitet und belegt werden?
Im ersten Teil werden acht wichtige buddhistische
Begriffe verneint, z. B. „nicht zur Ruhe kommen“ und „nicht Entstehen“. Damit
fordert der Autor uns auf, die nur oberflächlich
verstandenen Begriffe in Frage zu stellen, die nicht selten dogmatisch verhärtet sind und zu Worthülsen verkommen. Sie sollen entschlackt und zu neuer Kraft und zu neuem Leben erweckt werden. Es geht keineswegs
um deren vollständige Ablehnung, wie nihilistische
Interpreten behauptet haben. Nihilismus ist eine extremem Philosophie, die nach
dem Mittleren Weg gefährlich und abzulehnen ist.
Nagarjuna will m. E. ganz klar zwischen den Vorstellungen und Dogmen in unserem Gehirn und der Realität der Wechsel-Wirkungen unterscheiden. Es
geht ihm darum, wann und wo solche Vorstellungen und Dogmen sich in unserem
Gehirn verselbständigt und isoliert haben. Dann haben sie den Bezug zur
Wirklichkeit verloren, sind meistens Täuschungen und es gibt keine
Wechsel-Wirkung von Realität zu unserem Denken. In der heutigen Zeit ist dies
unser Problem mit den lügenden
Populisten, die bewusst zu ihrem
eigenen Vorteil eine von der Realität getrennte Scheinwelt in unseren Gehirnen erzeugen wollen. Bei
Buddhisten haben Sie damit keinen Erfolg!
Dann kommt die zentrale Botschaft des MMK:
Die Realität der Welt und des Lebens kann durch das
„wechsel-wirkende gemeinsame Entstehen“
treffend verstanden werden. Diese Wechsel-Wirkung ist die wirklich belastbare
Grundlage für unseren eigenen Weg der Befreiung, Emanzipation und
Weiter-Entwicklung, also der Überwindung des Leidens und des Erwachens. Sie ist
gleichzeitig der Schlüssel zu dem Begriff der Leerheit, die diese
Wechselwirkung bezeichnet, nicht mehr und nicht weniger. Damit werden
mythologischen Bedeutungen (Ontologie und Metaphysik) der Welt abgelehnt und
destruiert. Sie sind Hemmnisse auf dem Weg der Befreiung. Die obigen Negationen
sind das falsche Weltverständnis einer Wirklichkeit, die keine Wechsel-Wirkung kennt
und nicht mit dem authentischen Buddhismus übereinstimmt. Das berühmte Herz-Sutra stimmt im Übrigen mit dem MMK und den obigen Aussagen überein.
Auf dem buddhistischem Weg kommen vielfache
Fehlentwicklungen unseres Leben zur Ruhe, die uns häufig hemmen und verwirren.
Sonst würde unser fast unbegrenztes menschliches Potential ungenutzt bleiben,
wir würden es schlicht vergeuden.