Das Herzsutra spricht den
ganzen Menschen an und bezieht sich nicht nur auf den Geist oder Verstand, es
wirkt direkt zum Herzen. Es wird von dem Bodhisattva Avalokiteshvara verkündet,
der für wechselwirkende und helfende Verbindung den Menschen direkt und ohne
Umwege hilft. Er sagt nicht nur schlaue wohlklingende Sprüche. Er hilft also, dass wir uns von den drei Giften Gier, Hass und Verblendung
fernhalten und diese Gifte loswerden. Wir können so die drei Gifte entsorgen. Wir können unser Herz von diesen gefährlichen und zerstörerischen
Giften befreien, uns von ihnen entleeren und uns entgiften! Das ist die
Kern-Aussage und tiefe Weisheit des Herzsutra und Buddhas.
Das Herzsutra verbindet heilsames Handeln mit heilsamem Geist. Und dieser wird durch den authentischen klugen
Schüler Buddhas, Shariputra, vertreten.
Was sind nun die
Kernaussagen dieses kurzen und weltweit rezitierten Herzsutras? Antwort: Unsere
Gifte lassen uns erstarren. Sie sind vor allem durch Verblendungen geprägt und werden
durch gefährliche Dogmen und Vorstellungen erzeugt. Heute besonders durch Verschwörungs-Theorien und Internet-Verdummung. . Sie gaukeln uns vor, dass
der Mensch, seine Fähigkeiten und Eigenschaften unveränderlich und damit statisch
sind. Aber gerade dadurch erstarren wir, das sind die Gifte des geistigen
Starr-Krampfes. Besonders die Ideologie eines unveränderlichen âtman-Selbst und
der unveränderlichen Dinge, Phänomene und Eigenschaften des Menschen und in
der Welt. Das ist schlicht falsch und absurd.
Mit solchen unheilsamen
Dogmen ist der Mensch wie erstarrt und eigentlich nicht mehr lebendig. Er ist
der Ideologie verfallen, dass er entweder dauerhaft grandios und ohne Fehler ist,
ein Egoist und Narzisst, oder im Gegenteil ewig
ein Haufen Elend, ein Pessimist oder Nihilist. Beides ist fundamental falsch und unheilsam, denn die Kraft
der lebendigen positiven Veränderung kommt aus der Mitte und nicht aus den
Extremen. Extreme schaffen im Gegenteil Leiden und sind immer unwahr. Das sagen überzeugend
sowohl Buddha als auch die großen Meister Nagarjuna und Dogen. Und diese Lehren
haben sich glänzend bewährt, das kann ich Euch bestätigen.

Eine Kernaussage des Herzsutra
sagt also, dass wir uns von der Ideologie der Starrheit und Statik befreien und
entleeren müssen, um gut zu leben und zufrieden zu sein. Auf diesem Weg geht es
in Richtung Freiheit und Erleuchtung. Zum Beispiel bedeutet die Leerheit der
Form im Herzsutra, dass wir die Form nur dann klar erkennen und lebendig erfahren, wenn wir
die Dogmatik der Statik, Erstarrung und Unveränderlichkeit überwinden. Wir
müssen dieses geistige Gift entsorgen, das ist Leerheit vom Gift. Damit ist das Dogma der Schein-Natur einer eingebildeten Substanz überwunden, die so viel Leid erzeugt und Zwietracht säht.
Gleiches gilt im Herzsutra für unsere Wahrnehmung
mit den Augen, Ohren usw. und den angeblich getrennten Objekten. Denn unsere
Augen, die Wahrnehmung und die Objekte sind in Wechselwirkung und "funktionieren" zusammen genau auf diese Weise. Wir können dann den fatalen Dualismus überwinden,
dass es eine Trennung von Subjekt und Objekt geben soll. Diese Trennung gibt nicht es in unserer natürlichen Natur!
Gemäß dem Mittleren Weg ist die
Wirklichkeit durch gemeinsames Entstehen in Wechselwirkung gekennzeichnet. Und
diese Wechselwirkung bezeichnet Nagarjuna als Leerheit von Giften und Dogmen. Die Menschen und die Welt sind
von Natur aus ohne das unheilsame Dogma einer eingebildeten Substanz. Denn das
ist eine Schein-Substanz, in Sanskrit svabhâva.
Im Herzsutra heißt es, dass
der Bodhisattva frei von solchen unheilsamen Dogmen und daher lebendig und ohne Angst ist. So kann er anderen direkt helfen.
Das ist eine großartige
Lehre, ein Mantra, das unvergleichlich ist. Wir gehen dann ins Nirvana, und zwar genau hier und jetzt und nicht im virtuellen Wolken-Kukucks-Heim: wunderbar!
Gate, gate, para sam gate. Bodhi svaha.
Zum Weiterlesen
Urtext des Herz-Sutra
Leerheit bei Meister Nagarjuna
Rezitation Herzsutra